Alfur, Prinz von Erlendur (Teil 2)

 

„Was hat der Waldprinz zu dir gesagt? Ártali platzte vor Neugier.

Es war noch am selben Tag, an dem der merkwürdige Fremde zu Besuch war, nach dem Abendessen, als Ártali und Silfri endlich Zeit fanden, sich über die Geschehnisse des Tages zu unterhalten.

„Er hat zu mir gesagt, dass meine Kopfschmerzen bald verschwinden würden. Und dass ich einem Einhorn ähnlich sehe, dass er einmal kannte... Ártali grinste. Der geheimnisvolle Waldprinz wusste, wie man Silfri eine Freude machen konnte. Er erwischte Silfri immer noch regelmäßig, wie sie sich im See spiegelte und entweder traurig und verzweifelt nachschaute, ob vielleicht doch ein Horn aus ihrem Kopf ragte oder aber sich so hinstellte, dass der Schatten eines Astes im Spiegelbild exakt hinter ihrem Kopf hervorragte und beinahe, beinahe wie ein Horn aussah.

„Was hat er zu dir gesagt? – auch Silfri war neugierig. Ártali erzählte, was ihm der Waldprinz mitgeteilt hatte. „Aber dann musst du sofort zu deinem Vater und ihn fragen, was er dir zu erzählen hat! Für Silfri war der Fall klar. „Quatsch, Ártali bremste Silfris Überschwang. „Hast du nicht bemerkt, wie mein Vater zur Zeit drauf ist? Er zieht sich ständig in sein Arbeitszimmer zurück und ist immer so gereizt. Und ich hab ihm in die Augen geschaut, als der Waldprinz zu mir sprach. Mein Vater hat den Kopf geschüttelt und seine Augen haben mir gesagt, dass er ganz und gar nicht der Meinung von Alfur ist. Alfur. Was ist Alfur überhaupt für ein Name? – „Naja, und was hat deine Mutter gemeint mit: Er ist kein Mensch? – „Er sah zumindest so aus wie ein Mensch. Und ich dachte immer, kein Mensch dürfte wissen, dass es uns Drachen gibt… Und jetzt kommt einer und besucht meinen Vater…Ja, und wo ist er eigentlich hergekommen? Ich meine, ich bin schon ein paar Mal über den Wald geflogen und hab die Ebenen dahinter gesehen. Da sind keine Siedlungen. Hmm, ich glaube, ich muss meinen Vater doch fragen. Morgen. Gleich morgen!

Silfri und Ártali, das Pferd und der Drache, lagen noch lange wach im Gras, sahen die Sonne unter gehen, ihr letztes Glitzern im Meer, bevor sich das große Wasser in eine dunkle, endlose Fläche verwandelte und sich die Lichtung auf den Klippen im Schatten der Nacht verlor. Die Lichtung, die Ártalis Heimat war und seit diesem Tag nicht mehr das war, was sie vorher war.