Vom Pferd, das gerne ein Einhorn sein wollte...

Als Ártali einmal wieder am See lag um zu träumen und übers Meer zu schauen und den kleinen Wasserfall rauschen zu hören, bemerkte er am gegenüberliegenden Ufer am Waldrand einen Schatten. Etwas schob sich aus dem Dickicht des Waldes und entpuppte sich als weißes Pferd. Es neigte seinen Kopf, um aus dem See zu trinken.

Ártali hatte dieses Pferd noch nie gesehen. Die einzigen Pferde, die er je gesehen hatte, waren die Wildpferde, die manchmal über die Wiesen jenseits des Waldes im Landesinnern galoppierten. Er hatte sie gesehen, als er auf dem Rücken seines Vaters einmal wieder einen der seltenen Nachmittags-Spazierflüge unternommen hatte. Das war das einzige Mal gewesen, denn er durfte noch nicht alleine den langen Weg durch den Wald zurücklegen. Das war zu weit und zu gefährlich und fliegen konnte er ja noch nicht.

Aber dieses Pferd war keines der Wildpferde. Es war kleiner und sah sehr dünn aus. Beinahe zerbrechlich. Es hatte inzwischen aufgehört zu trinken, hielt aber immer noch seinen Kopf über die Wasseroberfläche geneigt. Es sah traurig und erschöpft aus. Fasziniert und auch ein kleines bisschen neugierig schlich sich Ártali um dem See herum, um das Wesen aus der Nähe zu betrachten. Sein weißes Fell war von Staub und Dreck ganz grau. Sein linker Hinterhuf war schwarz und auch ein Teil seines Beines. Es weinte.

„Wer bist du? Ártali hatte gar nicht gemerkt, dass er inzwischen ganz nahe herangekommen war und dass diese Worte aus seinem Mund kamen.

Das Pferd hob den Kopf und betrachtete den kleinen Drachen.

„Du hast mich erschreckt! Seine Stimme war schwach, doch glockenklar. Das Pferd war ein Mädchen. „Du bist ein Drache, oder? Ich habe von euch gehört. Es gibt nicht mehr viele von euch, oder?

„Ich habe jedenfalls noch keine außer mir gesehen – und Mama und Papa natürlich. Ártali betrachtete das kleine Pferd. Es sah wirklich dünn aus.

„Es gibt auch nicht mehr viele wie mich, sagte das Pferd, das Ártalis Blicke auf sich ruhen sah.

Ártali sagte: „Wieso, es gibt doch viele Pferde, ich hab sie gesehen, hinter dem Wald...

„Ich bin kein Pferd... Ich bin ein Einhorn! Das Pferd hatte stolz seinen Kopf in die Höhe gereckt